Burnout

Burnout

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Definition - Was ist Burnout?

Der Begriff Burnout trat das erste Mal in den 70er Jahren auf und bezeichnete zunächst eine Reaktion auf chronische Stressfaktoren im Beruf.

Dabei führen

  • äußere Umstände (z.B. Gegebenheiten in der Arbeit),
  • wie auch innere Anteile (z.B. Hang zum Perfektionismus, Schwierigkeiten bei der Abgrenzung),

zu einem Gefühl des Ausgebranntseins mit unterschiedlichsten Symptomen. Diese prägen schließlich in ihrer Gesamtheit den Begriff Burnout Syndrom.

Im (momentan noch) aktuellen internationalen Katalog der Krankheiten (ICD-10) werden die Wechselwirkungen zwischen Arbeit und Privatleben in die Definition miteinbezogen, da oftmals persönliche Angelegenheiten weitreichende Auswirkungen auf das subjektive Erleben und Stressempfinden der Betroffenen haben und vica versa.

Symptome eines Burnout Syndroms

Nach Burisch (2006) ist der Begriff Burnout ein „fuzzy set“, d.h. eine „randunscharfe Menge“, die zu definieren der Aufgabe gleichkomme, die Grenzen einer großen Wolke beschreiben zu wollen. 

Nach Maslach (1982) sind folgende drei Dimensionen gegeben: 

Emotionale Erschöpfung

Unter emotionaler Erschöpfung versteht Maslach eine sehr große geistige, emotionale und physische Erschöpfung. Durch eine übermäßige Anstrengung (Anspannung) in diesen Bereichen wächst den Betroffenen alles über den Kopf und sie haben nicht die Ressourcen dies zu bewältigen. Sie fühlen sich schwach, müde, kraftlos, matt, antriebslos und sind leicht reizbar. 

Depersonalisierung

Hohe Ansprüche an die eigene Person und der Verlust der Fähigkeit eigene Bedürfnisse adäquat wahrzunehmen, führen zu einem Gefühl der Depersonalisierung. Betroffene merken, dass sie früher anders empfunden und auf Situationen anders reagiert haben. 

Sie stellen eine Distanzierung zwischen sich selbst und der stressbehafteten Situation (Klient*in, Auftraggeber*in, Schüler*in etc.) her. Dies zeigt sich in einer vermehrt auftretenden Gleichgültigkeit und einer teilweise zynischen Einstellung.

Erleben von Misserfolg

Die Betroffenen haben das Gefühl, dass sie trotz intensiver Anstrengung und Überlastung nichts bewirken und erreichen können. Die eigene Leistung erscheint im Vergleich zur wachsenden Anforderung gering und es mangelt an Erfolgen.

Schaufeli und Enzmann (1998) beschreiben die Vielzahl der auftretenden Symptome in drei Ebenen zu je fünf Symptombereichen (Kurzfassung): 

Individuelle Ebene (sich selbst betreffend; „im Inneren“)

  • Kognitiv (z.B. Hilflosigkeit)
  • Affektiv (z.B. Niedergeschlagenheit)
  • Verhalten (z.B. Hyperaktivität) 
  • Physisch (z.B. Kopfschmerzen)
  • Motivation (z.B. Begeisterungsverlust)

Interpersonelle Ebene (im Kontakt mit anderen Personen) 

  • Kognitiv (z.B. Zynismus)
  • Affektiv (z.B. Reizbarkeit)
  • Verhalten (z.B. Aggressivität)
  • Physisch (keine Symptome)
  • Motivation (z.B. Desinteresse)

Institutionelle Ebene (Arbeitsstätte)

  • Kognitiv (z.B. Gefühl fehlender Anerkennung)
  • Affektiv (z.B. Arbeitsunzufriedenheit)
  • Verhalten (z.B. reduzierte Effektivität) 
  • Physisch (keine Symptome)
  • Motivation (z.B. niedrige Moral)
 

Eine neue Klassifizierung des Burnout ab 2022

2019 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals das Burnout Syndrom im 2022 erscheinenden internationalen Katalog der Krankheiten (ICD-11) genauer definiert. Drei Dimensionen von Symptomen werden dabei angeführt: 

  • Gefühl von Erschöpfung,
  • Zunehmende geistige Distanz und/oder negative Haltung zum eigenen Job,
  • Verringertes berufliches Leistungsvermögen. 

Damit fasst diese neue Klassifizierung das Syndrom nun genauer und engt das Burnout auf den Bereich des Arbeitslebens ein. Burnout ist ein Syndrom, das von nicht erfolgreich bewältigtem, chronischem Stress am Arbeitsplatz hervorgeht.  

Durch ein stark subjektives Stresserleben und viele offene Fragen des Konzepts ist es laut Prof. Dr. med. Tom Bschor (Chefarzt der Psychiatrie Schlosspark-Klinik Berlin) nicht verwunderlich, dass das Burnout Syndrom auch im neuen ICD-11 keine eigenständige psychische Erkrankung darstellt, sondern vielmehr als Ansammlung von einzelnen Beschwerden zu einem sogenannten Syndrom zusammengefasst wird. 

Dabei kommt Dr. Bschor bei einer Zählung auf 130 verschiedene Symptome, welche alle bei Burnout auftreten können, aber nicht müssen.

"Wenn man eine Kerze an beiden Seiten anzündet, mag sie eine Zeit doppelt so viel Licht spenden -
aber sie ist auch doppelt so schnell abgebrannt!"

Myron Rush

Das 12 Phasen Modell - Wie merkt man, dass man ein Burnout hat?

Als ein Syndrom bezeichnet Burnout also die Anhäufung von Symptomen, die sich individuell sehr unterschiedlich zeigen können. Im Zentrum stehen dabei jedoch eine wachsende Erschöpfung und sinkende Leistungsfähigkeit. 

Die völlige Erschöpfung stellt sich dabei nicht von einem auf den anderen Tag ein, sondern entwickelt sich über einen längeren Zeitraum

Freudenberger und North (1992) beschreiben ein 12-stufiges Modell, welches als erster Anhaltspunkt in der Fremd-, sowie in der Eigeneinschätzung dienen kann. Individuelle Ausprägungen und Überlappungen der Phasen sind völlig normal und keine Ausnahme.  

Bei Stufe 4-8 ist Beratung und eine aktive Auseinandersetzung mit den eigenen Lebensinhalten und Themen empfehlenswert.

Ab Phase 9 wird Psychotherapie als sehr sinnvoll erachtet.

Spätestens ab Stufe 11 sollte aufgrund der akuten Gefährdung für die eigene Gesundheit zusätzlich ein Arzt konsultiert werden.

Burnout Phasen
Freudenberger, North (1992)

Alarmreaktionen

1. Der Drang sich zu beweisen

  • Sie haben große Ziele und Ideale, die Sie mit starkem Enthusiasmus verfolgen. 
  • Sie kommen schnell unter Druck, sich überall beweisen zu müssen. 
  • Sie beweisen immer wieder, dass Sie Ihr Metier gut verstehen und das Vertrauen Ihrer*Ihres Vorgesetzten berechtigt ist. 
  • Sie versuchen möglichst viele Menschen um sich zufrieden zu stellen und entwicklen dabei einen starken Ehrgeiz.
  • Auch in der Familie „müssen“ Sie Ihre*n Frau*Mann stehen, sowie in der Nachbarschaft.
  • Körperliche Symptome kommen in dieser Phase nicht regelmäßig vor und Krankheiten sind selten.   

2. Verstärkter Einsatz

  • Sie setzen vermehrt Energie und Zeit ein, um den Druck der anderen standzuhalten und Ihren eigenen Ansprüchen zu genügen. 
  • Sie haben das Gefühl, unentbehrlich zu sein und es stört Sie nicht, wenn es abends einmal ein wenig später wird, um Ihre Aufgaben zu erledigen.
  • Sie sind noch sehr idealistisch und begeistert bei der Arbeit.

3. Subtile Vernachlässigung eigener Bedürfnisse

  • In dieser Phase beginnen Sie verstärkt, Ihre Bedürfnisse wie z.B. Pausen zu vernachlässigen. 
  • Sie konsumieren vermehrt Koffein, Aufputschmittel und Zigaretten. 
  • Je mehr Einsatz sie zeigen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine Schlafstörung entwickeln oder Probleme beim Einschlafen haben.
  • Sie verspüren manchmal wenig Appetit und „vergessen“ zu essen. 
  • Sie vertrösten Ihre*n Partner*in, dass der Arbeit nur im Moment ein sehr hoher Stellenwert beigemessen wird und dieser Zustand keine Dauererscheinung bleibt. 
  • Sie sind öfters krank, Kopfschmerzen nehmen zu und Magen-Darm-Probleme können auftreten. 

4. Verdrängungen von Bedürfnissen und Konflikten

  • Sie drängen Bedürfnisse, die Ihnen bis jetzt gut getan haben (wie z.B. Hobbys), in den Hintergrund. Sind Sie zu Hause, wollen sie einfach nur noch Ruhe. 
  • Fehlleistungen wie z.B.: Vergessen von Terminen, Nichterledigen von versprochenen Aufgaben, Ungenauigkeiten nehmen zu. 
  • Sie fühlen sich (manchmal) erschöpft und matt.  
  • Sie koppeln Ihr eigenes Wohlbefinden mit dem beruflichen Erfolg. 

Widerstandsphase

5. Umdeutungen und Verlust von Werten

  • Sie legen auf die Arbeit mehr Wert als auf die anderen Bereichen Ihres Lebens. Alles andere scheint zu verblassen und wird als nicht mehr so wichtig wahrgenommen. 
  • Sie vernachlässigen Freund*innen und Ihre*n Partner*in und meiden den oftmals als zusätzliche Belastung erlebten Kontakt. 
  • Abnahme der gelebten Sexualität. 
  • Gesunder Sport und Bewegung fällt der knappen Zeit zum Opfer. Sie gelangen immer mehr zur Überzeugung, dass solche Dinge im Moment nicht wichtig sind und zu viel Zeit stehlen. 
  • Stresshormone werden durch diese Änderung der Lebensweise nicht mehr im üblichen Maße abgebaut.

6. Verleugnung auftretender Probleme

  • Sie verleugnen auf Anfrage Ihrer Freund*innen und Ihre*s Partner*in, dass Sie im Stress sind. 
  • Ihnen ist nicht bewusst, dass Sie die anfallenden Arbeiten eigentlich nicht mehr bewältigen können. 
  • Es ist nicht wahr, dass Ihnen die Arbeit über den Kopf wächst und Sie glauben nicht daran, dass Sie dringend Hilfe in Anspruch nehmen sollten. 
  • In dieser Phase stellen sich bereits starke Probleme in vielen Bereichen ein. Sie wollen diesen Zustand jedoch nicht wahrhaben. Enttäuschungen werden – so gut es geht – versteckt und „heruntergeschluckt“.
  • Vermehrte Fehlzeiten und ein innerer Widerstand der Arbeit nachzugehen, können auftreten.

7. Rückzug aus der Umwelt

  • Durch das scheinbare Unverständnis Ihrer Mitmenschen fühlen Sie sich dazu gedrängt, sich immer weiter zurückzuziehen. 
  • Sie vertiefen sich noch mehr in Ihre Arbeit, weil Sie diese als befriedigend erleben (aus Ihrer Perspektive). 
  • Frustration macht sich in Ihnen breit und Sie halten diese durch verschiedene Strategien (z.B. Zynismus) im Zaum. 
  • Ersatzbefriedigung durch Essen, Alkohol, Drogen, Spielen, Sexualität
  • Psychosomatische Reaktionen treten auf (z.B. Herzklopfen; Bluthochdruck etc.). Schmerzen können an den verschiedensten Stellen auftreten und Ärzt*innen können die Ursachen nicht herausfinden. 

8. Verflachung des Lebens

  • Ihr Leben verliert mit der Zeit an Wert und nichts macht mehr Spaß.
  • Sie reagieren ärgerlich auf gut gemeinte Zuwendung und tendieren zur Eigenbrötelei, zur Einsamkeit sowie zu Selbstmitleid.
  • Es findet eine Verflachung des sozialen Lebens statt und Gefühle der Gleichgültigkeit und Sinnlosigkeit treten auf. 
  • Ihre Produktivität sinkt und Sie haben trotz aller unternommenen Anstrengungen das Gefühl, nichts mehr zu erreichen und zu bewirken. 
  • Dysfunktionale Denkweisen halten Einzug. Durch negative Gedanken beginnen Sie, Ihre Handlungsweisen auch negativ zu beeinflussen. 

Erschöpfungsphase

9. Depersonalisierung

  • Sie erleben den Verlust bzw. die Veränderung Ihres ursprünglichen natürlichen Gefühls ihrer Persönlichkeit. 
  • Sie funktionieren nur noch wie eine Maschine.
  • Sie verstehen sich selbst nicht mehr, da sie früher anders  empfunden und reagiert haben. 
  • Verschiedenste psychosomatische Reaktionen treten in den Vordergrund.

10. Innere Leere - Akutes Burnout

  • Sie erleben einen Wechsel zwischen starken Emotionen und dem Gefühl des inneren Abgestorbenseins. 
  • „Was tue ich hier?, „Ergibt alles überhaupt noch einen Sinn?“ und ähnliche Fragen geistern durch Ihren Kopf und beschäftigen Sie. 
  • Sie beginnen in unterschiedlichen Situationen heftig zu weinen. 
  • Panikattacken, phobische Zustände und Ängste können auftreten. 
  • Sie erleben ein überwältigendes Gefühl der Einsamkeit und eine negative Einstellung zum Leben. 

11. Depression und Erschöpfung

  • Es breitet sich Hoffnungslosigkeit und eine existenzielle Verzweiflung aus.
  • Die Symptombilder einer schweren Depression und dieser Phase sind sich sehr ähnlich. Sie verspüren den Wunsch nicht mehr aufwachen zu müssen und brauchen dringend Hilfe. 
  • Gelingt es Ihnen trotzdem die Depression zu „verstecken“ und keine Hilfe in Anspruch zu nehmen, können daraus resultierende Selbstmordgedanken und -absichten akut lebensbedrohend sein.   

12. Zusammenbruch

  • Die letzte Phase des Burnouts ist eine lebensgefährliche emotionale, geistige und körperliche Erschöpfung. Es handelt sich um einen absoluten Notfall.  
  • Es besteht eine stark erhöhte Suizidalität. 
"I've done too much for too many for too long with too little regard for myself."

Ein Burnout Betroffener

Was ist der Unterschied zwischen Burnout und Depression?

Ein Burnout ist meist sehr situationsbezogen (z.B. Arbeit) und greift erst in späteren Phasen auf andere Lebensbereiche über. Eine Depression hingegen wirkt sich bereits zu Beginn in allen Lebensbereichen aus. 

Im Gegensatz zur Depression durchlaufen Betroffene bei einem Burnout meist einen Prozess (siehe die 12 Phasen des Burnouts). Sie müssen mit ständiger beruflicher Belastung umgehen, was schließlich als Überbelastung erlebt wird. 

Beim Burnout wird im Laufe der Depersonalisierung und der Herstellung von Distanz vieles abgewertet, oft auch in Form von Zynismus. Das tritt bei Depressionen nicht auf. 

In der vollen Ausprägung jedoch besteht praktisch kein Unterschied mehr zwischen einem Burnout und einer Depression. Man spricht hier auch von einer Erschöpfungsdepression.

 

Anhand des Stresszirkels nach Brühlmann (2010) kann eine idealtypische Unterscheidung zwischen Burnout und Depression vorgenommen werden:  

burnout stresszirkel
Stresszirkel des Burnout, Brühlmann (2010)

Die äußere Ursache, der Stressor, ist z.B. ein*e autoritär agierende*r Vorgesetzte*r .

Der Beitrag der Person selbst ist der Stressverstärker in Form einer hohen Selbstanforderung (Glaubenssatz). 

Daraus erfolgt eine Bewertung, die entweder in den positiven Eustress oder negativen Distress hineinführt. Dabei wird die Differenz zwischen „Sollen“ und „Können“ im Eustress als stimulierend, im Distress jedoch als überfordernd erlebt.

Den Stresszirkel des Burnout beschreibt Brühlmann als eine Aufwärtsspirale. Das heißt aus der Überforderung folgt die Reaktion „Ich schaffe das trotzdem“, die Spirale zirkuliert weiter und schließlich kommt es zum Kollaps des Ausgebranntseins.

Bei einer Depression kann sich die betroffene Person in einer Lebenssituation mit hoher, durchschnittlicher oder niedriger Belastung befinden. 

Persönliche depressive Muster wie z.B. Selbstzweifel („ich kann das nicht“) und Gefühle der Verlassenheit („niemand hat mich gerne“) bremsen und führen die Spirale weiter nach unten zur erlebten Hilflosigkeit. 

Die Differenz zwischen „Sollen“ und „Können“ vergrößert sich auch hier und wird als zu groß erlebt. Die psychische Reaktion darauf ist das Erleben von Entmutigung. 

Dreht sich die Spirale immer weiter nach unten mündet sie schließlich in der Depression. Man fühlt sich wie abgestorben. 

depression stresszirkel
Stresszirkel der Depression, Brühlmann (2010)

Der markante Unterschied zwischen diesen beiden Variationen des Stresszirkels liegt in den inneren Verstärkern (Glaubenssätze, Muster etc.). 

Die an Burnout leidenden Betroffenen  tendieren eher zu Plusvarianten (Antreiber), depressive Personen zu Minusvarianten (Bremser, Stopper).

Ursachen - Wie kommt es zu einem Burnout?

Stress

Burnout wird in der Forschung seit jeher als Reaktion auf chronischen Stress beschrieben, welcher von der betroffenen Person nicht mehr bewältigt werden kann. Durch die Diskrepanz zwischen 

  • externen Anforderungen und 
  • individuellen Fähigkeiten zur Bewältigung dieser Belastungen 

treten Gefühle der Ohnmacht und ein Gefühl der Überforderung auf.

Ungleichgewicht zwischen Leistung und Anerkennung

Siegrist (1996) beschreibt ein Ungleichgewicht zwischen Leistung und Anerkennung, was die persönliche Verletzlichkeit erhöht, an einem Burnout Syndrom zu erkranken. Es ist auf die Erwartung von Menschen zurückzuführen, dass man für Leistungen eine Anerkennung erfährt. 

Beispiele wären: 

  • „Ich habe permanenten Zeitdruck.“ (Leistung)
  • „Bei Schwierigkeiten bekomme ich keine adäquate Unterstützung.“ (fehlende Anerkennung)

Vom Arbeitsplatz ausgehende Belastungen

Karasek (1979) und später auch Johnson und Hall (1988) führen vom Arbeitsplatz ausgehende Belastungen an. Dabei beschreiben sie: 

  • Das Ausmaß der Anforderungen, die an die Arbeit gestellt werden, und  
  • den Grad der Kontrolle, den man in Bezug auf seine Tätigkeit besitzt. 

Besonders belastend ist diesem Modell zufolge, wenn ein hohes Maß an Anforderung und ein niedriger Grad  an Kontrolle (z.B. eigene Entscheidungen) zusammentreffen. 

Die Dimension Support als soziale Unterstützung kann dabei in Form von Mitgefühl, Aufmerksamkeit etc. zur Milderung der psychologischen Auswirkungen von Belastung herangezogen werden.

Innere Ursachen

Zusätzlich zu äußeren Faktoren können innere Ursachen beschrieben werden:

  • Hoher Idealismus,
  • Überengagement,
  • Perfektionismus,
  • Überzogene Erwartungen,
  • Zweifel am Sinn des Tuns,
  • Problem „Nein“ zu sagen.

Konfliktreiche Beziehungen im Außen und Innen: Die fehlende Beziehung zu sich selbst.

Längere Zeit wurde angenommen, dass Burnout rein aus einer Arbeitsüberlastung und chronischem Stress entstehe. 

Vielmehr ist es jedoch so, dass 

  • konfliktreiche Beziehungen im Außenverhältnis und 
  • eine fehlende Beziehung zu sich selbst 

maßgeblich zu einem Burnout beitragen. 

Viele Betroffene verfügen über wenige oder oberflächliche soziale Kontakte. Probleme in der Partnerschaft und Arbeitskonflikte treten vermehrt auf. 

Eine differenzierte Selbstwahrnehmung (Was brauche ich in bestimmten Situationen? Was tut mir gut und was nicht? etc.) hilft seine eigenen persönlichen Ressourcen und Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen. Menschen, die an einem Burnout leiden, definieren ihr Selbst oft nur mehr über Leistung und haben die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung verloren.

Störungen in den sechs entscheidenden Lebensbereichen

Dr. med. Prieß (2012) unterscheidet sechs Lebensbereiche, welche grundlegende Einflüsse auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Menschen haben: 

  • Beruf, 
  • Familie und Partnerschaft,
  • Gesundheit, 
  • Soziale Kontakte,
  • Individualität und Hobbys, 
  • Glaube und Spiritualität. 
„Stehen Sie in jedem dieser sechs Bereiche in einem inneren Dialog, und befinden Sie sich in etwa dort, wo Sie sein wollen?“ 

Je weniger ausgebildet, bzw. konfliktbehafteter sich diese einzelnen Bereiche darstellen und je weniger Diskrepanzen zwischen den Ist und Wunsch Zuständen bestehen, desto größer ist die Gefahr eines Burnouts.

"Jedes Feuer verbrennt, wenn nicht rechtzeitig Holzscheite nachgelegt werden. Nachgelegt werden kann aber nur dann, wenn erkannt wird, dass Feuer kein unerschöpfliches Element ist. Es braucht Substanz zum Brennen."

Dr. med. Prieß

Erfahrungsbericht eines Betroffenen

Was tun? Wie behandelt man Burnout?

Die erfolgreiche Behandlung eines Burnouts verbindet Elemente, die 

  • auf den Körper (biologische Ebene),
  • auf die Psyche (psychologische Ebene) und 
  • auf das soziale Umfeld (soziale Ebene) wirken. 

In vielen Fällen wird ein*e Allgemeinmediziner*in (Hausarzt*Hausärztin) die erste Ansprechperson für Betroffene sein. Dort wird oftmals, je nach Phase und Schwere des Burnouts gemeinsam eine Entscheidung bzgl. des weiteren Vorgehen getroffen und andere Erkrankungen ausgeschlossen. 

Psychotherapie bei Burnout

Aus einer narrativen systemischen Perspektive (Einzeltherapie) können vier Ursachenfelder und die damit verbundenen Diskurse und erlebten (Identitäts-)Geschichten beschrieben werden. Diese Bereiche können erheblich zu einer Einengung des persönlichen Erlebens Richtung Burnout beitragen oder Chancen und Möglichkeiten in der Prävention und Behandlung darstellen.

Als Metapher eignet sich ein Trichter, welcher oben breit ist (mehrere Wahlmöglichkeiten) und immer schmaler wird. Am Ende, an seiner engsten Stelle bleibt nur noch das Burnout als Möglichkeit bestehen. 

Die vier Dimensionen stützen den Trichter und tragen entweder zum Problemerleben oder zur Lösung bei: 

  • Beruf 
  • Privatleben/Familie 
  • Persönlicher Diskurs
  • Gesellschaftlicher Diskurs
Burnout Faktoren
Unterholzer, Geyerhofer (2008)

Zu Beginn einer Psychotherapie kann eine genaue Bestandsaufnahme (Ist-Zustand) der verschiedenen Lebensbereichen der Betroffenen sehr sinnvoll sein. 

Im weiteren Verlauf einer psychotherapeutischen Behandlung wird das Augenmerk auf die äußeren Faktoren gelegt, indem darauf eingegangen wird, wie sich diese auf die verschiedenen Lebensbereiche der Betroffenen auswirken und wie sich der persönliche Umgang damit gestaltet. 

Interne Glaubenssätze, Loyalitätsbindungen an Familienmitglieder, innere Stressfaktoren und Überzeugungen werden auf ihre (ursprüngliche) Zweckdienlichkeit hin überprüft und durch zunehmend adäquatere, dem Burnout entgegentretenden Narrativen der eigenen Identität, der Familie und der Arbeit erweitert.

Dies führt zu einer verstärkten Selbstwahrnehmung und Zugewandtheit gegenüber den zutiefst eigenen Anliegen und Bedürfnissen. 

Durch diese Änderungen im Inneren und dem damit verbundenen veränderten Blick bzw. Bewertung der äußeren Umstände wird es den Betroffenen wieder möglich, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und positiv zu gestalten.

Körperbetonte Verfahren zur Unterstützung bei Burnout

Verschiedenste Angebote können die Behandlung eines Burnouts unterstützen: 

  • Übungen zur Stimulation des Vagusnervs
  • Körperliche Bewegung
  • Autogenes Training 
  • Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen 
  • MBSR Stressreduktion und Achtsamkeitsübungen
  • Meditation 
  • Atemübungen

Einen ersten Überblick über diese Methoden gibt der Artikel „Ohne Medikamente Depressionen behandeln„.

Medikamente bei Burnout?

Da ein Burnout nicht mit einer Depression gleichzusetzen ist, ist es in Fragen der Medikation dringend erforderlich, sich von einem*einer Psychiater*in, oder einem*einer  Art*Ärztin beraten zu lassen. 

Oft werden bei begleitenden depressiven Symptomatiken Medikamente aus der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) verschrieben, welche auch im Rahmen einer Depression zum Einsatz kommen. Eine möglichst klare Abgrenzung zum klinischen Krankheitsbild einer Depression ist anzuraten, da z.B. Antidepressiva keine guten Arbeitsbedingungen ersetzen können.

Wichtig zu erwähnen, ist, dass die alleinige medikamentöse Therapie eines Burnouts zwar depressive Symptome lindern kann, jedoch die eigentlichen Ursachen unangetastet lässt.

Zudem können folgende pflanzliche Präparate nach Rücksprache mit ihrem*ihrer Arzt*Ärztin eingesetzt werden. 

  • Johanniskraut (stimmungsaufhellend), 
  • Baldrian Präparate (ausgleichend, beruhigend)
  • Lavendel (gegen Unruhe- & Angstzustände), 
  • Hopfen (gegen innere Anspannung), 
  • Melisse (harmonisierend, schlaffördernd) und
  • Passionsblume (beruhigend, Leistungsdruck reduzierend).

Ist Burnout heilbar?

Auch wenn es in der schwierigen Phase eines Burnouts nicht einfach zu glauben ist, stehen die Heilungschancen gut. 

Glauben Sie an Sich selbst und bleiben Sie möglichst optimistisch, denn diese Phase wird vorübergehen.

Suchen Sie sich professionelle Hilfe und lassen alles von einem*einer  Arzt*Ärztin abklären.

Hier geht es zu meiner persönlichen Arbeitsweise

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