Angststörung

Inhalt

Niemand ist frei von Angst. Angst ist eine vollkommen natürliche, sinnvolle Emotion und gehört zu den sogenannten Basisemotionen eines Menschen. In bestimmten Situationen Angst zu erleben, ist nicht nur normal, sondern sogar (über-)lebenswichtig. Sie kann uns nämlich vor den Gefahren des Lebens bewahren. Unsere Angst hält uns oftmals davon ab, dass wir uns einem zu hohen Risiko aussetzen oder uns in bedrohliche und gefährliche Situationen begeben. 

Wenn die Angst hingegen überhandnimmt und den Alltag sowie die Lebensqualität beträchtlich einschränkt, besteht der Verdacht auf das Vorhandensein einer Angststörung.

Definition - Was ist eine Angststörung?

Unter dem Begriff „Angststörung“ wird eine Gruppe verschiedener psychischer Störungen zusammengefasst, die alle gemeinsam haben, dass die Angst in einer übersteigerten Form empfunden wird und in einem unangemessenen Verhältnis zur gegebenen Situation steht oder sich rational nicht begründen lässt. Weiters wird von einer krankmachenden Angst gesprochen, wenn das unbegründete Angsterleben eine immer wiederkehrende Begleiterscheinung des täglichen Lebens darstellt.

Angststörungen sind: 

  • nicht nur vorübergehende Zustände (bzgl. Dauer, Intensität und Häufigkeit)
  • sehr schwer kontrollierbar
  • mit starken und anhaltenden Beeinträchtigungen verbunden
  • für die Entwicklungsphase unangemessen (z.B. bei Kindern)
  • Verursacher von Verzweiflung, Kummer, Sorgen und Not

Symptome

Wie äußern sich Angststörungen?

Bei der betroffenen Personengruppe werden das Gefühlsleben und der Alltag von krankhafter Angst beherrscht. Die erlebte Angst zeigt sich übermäßig heftig oder nistet sich permanent ein. Eine Kontrolle über das eigene Angstempfinden ist kaum oder überhaupt nicht möglich. 

Sollte eine Angststörung unbehandelt bleiben, kann die Angst sich immer mehr verselbstständigen. Situationen und Orte, die Angst hervorrufen, werden gemieden. Menschen mit einer Angststörung ziehen sich in weiterer Folge immer mehr aus dem gesellschaftlichen Leben in ihre eigenen vier schützenden Wände zurück. Sie leiden einerseits an den Ängsten und den damit einhergehenden physischen Symptomen, andererseits an einem zu geringen oder fehlenden Selbstvertrauen und dem Gefühl, etwas Bedrohlichem stets hilflos ausgeliefert zu sein.

Folgende drei Ebenen bzw. Komponenten von Angst lassen sich beschreiben: 

Kognitiv/Emotionale Ebene

  • „Ich kann gar nichts kontrollieren.“ 
  • „Ich bin hilflos ausgeliefert.“ 
  • gesteigerte Aufmerksamkeit (Vigilanz=durchschnittliche Erregungshöhe des zentralen Nervensystems)
  • eine erhöhte Erwartung (Antizipation) „gefährlicher“ Situationen.

Physiologisch/Körperliche Ebene

  • chronische Übererregung und Anspannung
  • diverse Symptome, die nachstehend umrissen werden

Interaktionelle/Verhaltensbezogene Ebene

  • Tendenz zur Vermeidung 
  • Fluchtbedürfnis

Körperliche und psychische Symptome

Eine Angststörung ist durch folgende körperliche und psychische Symptome gekennzeichnet: 

  • Atemnot
  • Entfremdungsgefühle (Gefühle der Unwirklichkeit, Gefühle, nicht da zu sein)
  • Schwitzen
  • Unsicherheits-, Ohnmacht-  und Schwindelgefühl
  • Herzklopfen oder unregelmäßiger Herzschlag
  • Schmerzen, Druck oder Enge in der Brust
  • Erstickungsgefühle, Engegefühl im Hals
  • Taubheits- oder Kribbelgefühle 
  • Übelkeit, Bauchbeschwerden
  • Zittern, Beben und Erröten
  • Hitzewallungen oder Kälteschauer
  • Furcht, zu sterben
  • Angst, die Kontrolle zu verlieren
  • Angst, verrückt zu werden 

Dauerhaft existierende Angstgefühle oder akut auftretende Anfälle heftiger Angst können sowohl auf eine Angststörung hinweisen, als auch Begleitsymptome von anderen psychischen Erkrankungen (z.B. Psychose, Depression) sein. Laut dem österreichischen Patientenbericht von 2009 geben 88% der befragten Angststörungspatient*innen eine Depression als eine Begleiterscheinung an. Umgekehrt leiden 69% der Betroffenen, die eine Depression haben, auch unter Angstzustände.

"Beherzt ist nicht, wer keine Angst kennt; beherzt ist, wer die Angst kennt und sie überwindet."

Khalil Gibran

Ursachen einer Angststörung

Die Ursachen für die unterschiedlichen Formen von Angststörungen sind äußerst vielschichtig. Daher gelten sie als multifaktorielle Erkrankungen, an deren Entstehung mehrere Elemente beteiligt sind. Dazu zählen biologische Faktoren wie genetische Veranlagungen und mögliche Störungen in der Wirkungsweise von Nerven-Botenstoffen im menschlichen Gehirn. Dabei liegt eine ähnliche biologische Basis wie bei Depressionen vor. 

Hinzu kommen äußere Ursachen (Umweltfaktoren), die das Auftreten einer Angststörung begünstigen können. Dazu zählen bspw. Dauerstress, Mobbing, Verlust der Arbeit oder eines nahestehenden Menschen. 

Auch weitere vorhandene seelische und körperliche Erkrankungen können die individuelle Resilienz (Widerstandsfähigkeit) von Personen gegenüber Erkrankungen mindern und die Entwicklung einer Angststörung fördern.

Diese vielfältigen Einflussfaktoren werden im biopsychosozialen Modell der Gesundheit beschrieben, welches die unterschiedlichen Einflussfaktoren der Psyche, des Körpers und des Sozialen anstatt „einfacher“ Ursachen in den Vordergrund stellt.

Wie entsteht eigentlich Angst?

Wie häufig sind Angststörungen?

Angststörungen werden neben Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen gezählt. Schätzungen zufolge wird bei circa 5% bis 15% der Bevölkerung eine Angststörung diagnostiziert. Frauen sind deutlich häufiger als Männer davon betroffen. 

Spezifische Phobien (dazu zählen bspw. Höhenangst, Klaustrophobie und Tierphobien) sowie soziale Phobien treten in der Bevölkerung am öftesten auf. Eine psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung ist bei diesen Formen jedoch relativ selten vonnöten.

Nach sogenannten „Knock-door-Untersuchungen“, die ähnlich wie Wahlumfragen funktionieren, treten Angststörungen auf der Welt (z.B. Frankreich, Japan, Libanon) in etwa gleicher Häufigkeit auf. 

"Ich denke, furchtlos zu sein, bedeutet Angst zu haben und trotzdem zu springen."

Taylor Swift

Formen von Angststörungen

Expert*innen aus den Fachgebieten Psychiatrie und Psychologie unterscheiden vielzählige Formen von Angststörungen. Diese lassen sich im Allgemeinen in folgende zwei Gruppen einteilen: 

  • Ungerichtete Angststörung: Die Angst existiert ohne erkennbaren Auslöser und ohne konkrete Ursache. Es lässt sich nicht festmachen, wovor man Angst hat. Die Angst ist eine Dauererscheinung (generalisierte Angststörung) oder taucht in bestimmten Momenten als Panik (Panikstörung) auf. Zudem kann die Angst auch mit einer Depression (oder auch Zwängen) vermischt sein.
  • Gerichtete Angststörung: Die Angst ist von einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt abhängig. Es gibt also etwas Konkretes, vor dem man Angst hat (Phobie).

Folgend sollen die am häufigsten diagnostizierten Angsterkrankungen umrissen werden:

 

Generalisierte Angststörung (GAD)

Die generalisierte Angststörung (GAD) nimmt einen langsamen Anfang. Meist gibt es für diese Form der Angststörung kein einschneidendes Erlebnis.

Menschen, die von einer GAD betroffen sind, quälen sich fast ununterbrochen mit Sorgen und Ängsten. Zudem stehen Gefühle der Anspannung im Vordergrund, obwohl sie keinen außergewöhnlichen Belastungsmomenten ausgesetzt sind. Die empfundenen Ängste beziehen sich auf keine konkrete Situation. 

Es kann allerdings auch vorkommen, dass sich die Ängste auf reale Gefahren des Lebens beziehen, wie z.B. Autounfälle oder Erkrankungen, die Nahestehenden widerfahren könnten. Das Angstempfinden nimmt hierbei jedoch ein übersteigertes Ausmaß an. Es ist zudem eine dauerhafte Begleiterscheinung und kann sich rasch auf unzählige Bereiche des alltäglichen Lebens (Arbeit, Familie, Finanzen und Gesundheit) auswirken. 

Betroffene sind innerlich angespannt, nervös und unruhig. Zudem kann es zu Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten kommen. Außerdem tauchen Beschwerden wie Zittern, Herzrasen, Schwitzen, Mundtrockenheit, Ruhelosigkeit, Muskelverspannungen im Rücken, Übelkeit, kalte und feuchte Hände sowie ein „Kloßgefühl“ im Hals auf. Diese Symptome treten hierbei nicht alle gleichzeitig in Form eines plötzlichen Angstanfalls auf, sondern einzeln, über den gesamten Tag verteilt. 

Diese Angststörung beschreibt langanhaltende Angstzustände und eine dadurch erhöhte innere Anspannung über eine längere Zeitspanne von mindestens sechs Monaten. Ohne eine geeignete Therapie wird diese Form der Angststörung chronisch und verstärkt sich. Die Abgrenzung zu Depressionen fällt oft schwer.

 

Agoraphobie

Als Agoraphobie wird die Angst vor der Außenwelt bezeichnet. Agoraphobiker*innen haben panische Angst vor Orten und Situationen, aus denen sie im Falle einer Gefahr nur schwer entfliehen können oder in denen nicht schnell genug Hilfe zu erwarten ist. Zu solchen Situationen können bspw. öffentliche Plätze, Innenstädte, öffentliche Verkehrsmittel, Menschenmengen, Kaufhäuser, Konzerthallen oder Fahrstühle gezählt werden. Doch die Angst kann sich auch auf alle anderen Orte fernab ihrer vertrauten und gewohnten Umgebung ausdehnen. 

Der betroffene Personenkreis befürchtet, dass er in einer Situation keine Kontrolle mehr über physische und psychische Symptome hat. Die Angst vor einem Kontrollverlust über sich selbst und den eigenen Körper ist groß. So befürchten sie etwa, sich zu blamieren, Panik zu bekommen, nicht schnell genug aus der angstmachenden Situation entkommen zu können oder in einem Notfall fremden Menschen hilflos ausgeliefert zu sein. 

Demnach wird versucht, sämtliche Orte und Situationen, die diese Angstgefühle auslösen können, zunehmend zu meiden. In weiterer Folge werden die Ängste auf Umgebungen übertragen, die bis dato keine Angst hervorriefen. Das kann schlussendlich dazu führen, dass man sich nicht mehr aus dem scheinbar sicheren eigenen Heim wagt bzw. nur mehr mit Begleitung.

Das Vermeiden ist das ausschlaggebende Symptom dieser Form der Angststörung. Das Ausweichen von angstauslösenden Situationen verhindert die Angst oder die Flucht aus derartigen Situationen beendet das Angsterleben. Allerdings nur für einen kurzen Moment. Das Meiden eröffnet den Betroffenen nämlich nicht die Möglichkeit, zu erfahren, dass die angstbesetzte Situation – so fürchterlich sie auch erscheinen mag – keine Bedrohung birgt und durchaus bewältigbar wäre sowie dass das panische Angsterleben übersteigert bzw. unbegründet ist. 

Diese Form der Angsterkrankung kann isoliert auftreten oder im Zusammenhang mit einer Panikstörung. 

Panikstörung bzw. Panikattacke

Das charakteristische Merkmal einer Panikstörung besteht darin, dass heftige Panikattacken praktisch überall und plötzlich unerwartet, ohne jegliche Vorzeichen auftreten. Die aus heiterem Himmel auftretenden Panikanfälle können zwischen wenigen Minuten und in Extremfällen einige Stunden anhalten. Die meisten Attacken dauern jedoch nicht länger als 30 Minuten. Während einer Attacke werden innerhalb weniger Minuten heftige körperliche Reaktionen hervorgerufen. Schweiß und Herzrasen bricht aus, die Brust schnürt sich zu, Schwindel, Zittern und Übelkeit kann möglicherweise auftreten sowie ein Kälte- oder Hitzegefühl und ein Kribbeln an Beinen und Armen. Einhergehend mit diesen körperlichen Symptomen ist ein heftiges Angsterleben. Intensive angsterfüllte Gedanken tauchen auf. So befürchtet ein*e Betroffene*r etwa, völlig die Kontrolle zu verlieren, ohnmächtig zu werden oder gar zu sterben. 

Da die Panikattacken wiederholt auftreten und bereits der bloße Gedanke an einen möglichen weiteren Panikanfall eine Heidenangst auslöst, haben viele Betroffene Schwierigkeiten damit, den Ärzten*Ärztinnen zu glauben, wenn diese ihnen garantieren, dass ihnen körperlich nichts fehlt. 

Mithilfe einer psychotherapeutischen Behandlung können Betroffene ihre Panikstörung überwinden.

Spezifische Phobie

Es ist keineswegs ungewöhnlich, Sorge oder Furcht vor bestimmten Tätigkeiten, Tieren, Situationen oder Objekten zu empfinden. Viele Menschen verspüren Angst, wenn sie bspw. eine Spinne sehen oder mit einem Flugzeug reisen. Wie eingangs erwähnt, ist Angst eine natürliche Reaktion auf Situationen, die unsere Sicherheit bedrohen können. 

Einige Menschen reagieren jedoch auf Situationen oder Gegenstände, die im Regelfall ungefährlich sind, in einer übertriebenen Form. Sie malen sich Gefahren aus oder steigern sie extrem. Ihre Gefühle von Angst, Schrecken oder Panik stehen in keiner Relation zur tatsächlichen Bedrohung. Allein der Gedanke an den Angstauslöser oder ein flüchtiger Blick darauf kann in einigen Fällen schon ausreichen, um eine Angstreaktion hervorzurufen. Dieses übertriebene Angstempfinden kann auf eine spezifische Phobie hindeuten. 

Menschen, die an einer spezifischen Phobie leiden, sind sich dessen bewusst, dass ihr Angsterleben in übersteigertem Ausmaß auftritt und für andere nicht begreifbar ist. Allerdings haben sie keine Kontrolle über diese Gefühlszustände. Ihre Angst kann sich bis zu panikartigen Zuständen steigern. Sie verspüren erdrückende körperliche Symptome wie Würgereiz, Herzrasen, Übelkeit, Schwindel, Mattigkeit, Schmerzen in der Brust, Kälte-, Hitze und Schweißausbrüche. 

Spezifische Phobien lassen sich im Allgemeinen wie folgt kategorisieren:

  • Kategorie Tiere: z.B. Angst vor Schlagen, Spinnen, Hunden oder Mäuse
  • Kategorie Natürliche Umwelt: z.B. Höhenangst oder Angst vor Donner
  • Kategorie Blut/Spritze/Verletzung: Angst in Verbindung mit medizinischen Maßnahmen (bspw. Spritzen) oder beim Anblick von Verletzungen und Blut
  • Kategorie Situationen: z.B. Prüfungen, Brücken, Autofahren oder Aufzüge
  • Kategorie Sonstige: alle restlichen spezifischen Phobien; z.B. Angst vor Brechreiz, vor Erstickung etc.
 

Soziale Phobie

Die soziale Phobie ist eine der am weitesten verbreiteten Formen der Angststörung. Allerdings wird sie seltener behandelt, da viele Betroffene zu schüchtern sind, um eine*n Ärztin*Arzt aufzusuchen. Menschen, die an einer Sozialphobie leiden, haben eine übertriebene Angst vor sozialen Situationen. Sie meiden es tunlichst, einer geselligen Runde beizuwohnen, Einladungen zu Feierlichkeiten nachzukommen oder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Zu den typischen Angstsymptomen zählen Erröten, Angst zu Erbrechen, starker Toilettendrang sowie Zittern. Zudem haben sie davor Angst, sich beschämend zu verhalten, peinlich aufzufallen oder kritisiert zu werden. 

Das Vermeiden alltäglicher Situationen kann schlussendlich in einem völligen Rückzug aus der Gesellschaft münden. Da der betroffene Personenkreis kaum darüber spricht, bleibt diese Form der Angst oftmals undiagnostiziert.

Angst gemischt mit einer depressiven Störung

Es ist auch möglich, dass Angst und Depression gleichzeitig bestehen. Beide sind jedoch nicht stark ausgeprägt. Dabei kann sich eine Art Parallelität zwischen beiden (gemischte Angststörung) entwickeln, ohne dass dabei das eine oder andere dauerhaft existent ist.  Sind sie es doch, dann rechtfertigt dies jeweils eine eigene Diagnose (Angststörung und/oder Depression).

 
"Ich habe gelernt, dass Mut nicht die Abwesenheit von Angst ist, sondern der Triumph über sie. Der mutige Mensch ist nicht der, der keine Angst hat, sondern der, der diese Angst überwindet."

Nelson Mandela

Psychotherapie bei Angststörungen

Suchen sich Menschen, die an einer Angststörung leiden, rechtzeitig Hilfe, erhöht dies die Chance auf Genesung immens. In den meisten Fällen lässt sich eine Angststörung gut therapieren. Als geeignete Methode wird vor allem eine Psychotherapie angesehen. 

Unter Einzeltherapie können Sie die Grundkonzepte meiner therapeutischen Arbeit nachlesen. Nachstehend wird ein erster grober Überblick über mögliche Elemente einer Psychotherapie basierend auf einem hypnosystemischen Ansatz gegeben.

Bewusste und unwillkürliche Prozesse

Es kann äußerst hilfreich sein, eine Unterscheidung zwischen bewussten (z.B. einem Gespräch) und unwillkürlichen/unbewussten Erlebniszuständen (z.B. Angst) zu treffen.  

Wie bereits zuvor erwähnt, kann das Erleben von Angst meist nicht bewusst gesteuert und kontrolliert werden. Tiefere Prozesse, nämlich die sogenannten unwillkürlichen/unbewussten Anteile in uns sind für das Angsterleben verantwortlich.

Kennenlernen der eigenen Neurobiologie

Verständliche Informationen zu körpereigenen Vorgängen (Nervensystem, Gehirnregionen etc.) und die damit einhergehenden unwillkürlichen Auswirkungen auf die Betroffenen, liefern Ihnen ein sinnvolles Erklärungsmodell für die weitere Zusammenarbeit. 

Die Imagination (Arbeit mit inneren Bildern) spricht neurobiologisch gesehen die Sprache des Körpers und der erlebten unwillkürlichen Angstzustände an. 

Im Gegensatz dazu würde das reine „Reden über etwas“ hauptsächlich die Großhirnrinde stimulieren, die nicht für diese unbewussten/unwillkürlichen Prozesse verantwortlich ist.

Ich-Stärkung

Mit Hilfe von Imaginationen wird den Betroffenen ermöglicht, sich den eigenen Ressourcen (z.B. Selbstvertrauen, Geborgenheit, Kraft) bewusst zu werden und für das eigene Ich/für sich selbst nutzbar zu machen. 

Erst dadurch wird es möglich das als problematisch definierte Erleben genau zu betrachten und sich gegebenenfalls innerlich davon zu distanzieren.

Erleben und systematisches Beschreiben des Problemzustands

Dank der systematischen Aktivierung von Erlebensprozessen kann der Angst eine nachvollziehbare bzw. fassbare Gestalt gegeben werden. Dadurch wird es während dem Therapieverlauf möglich, einen veränderten (wünschenswerteren) Umgang mit dem Angsterleben zu finden.

Dabei werden vier Ebenen unterschieden:

  • Interaktionelle Ebene: Welche Auswirkungen hat die Angst auf soziale Kontakte (Familie, Freundschaften, Arbeitsplatz)? 
  • Verhaltensebene: Wie beeinflusst die Angst das allgemeine Verhalten im Leben (z.B. Flucht vor Situationen, Vermeidung)?
  • Körperliche Ebene: Wie wird die Angst körperlich erlebt? 
  • Subjektiv-kognitive Ebene: Wie organisiert die Angst Gedanken, Meinungen, Selbstbeurteilung, Emotionen? Wie verändert sich die Sinngebung des Lebens?

Einführen von Ressourcenbildern

Im therapeutischen Prozess werden gemeinsam hilfreiche Ressourcenelemente erarbeitet. Diese können durch Imaginationsarbeit mit dem problembehafteten Erleben (z.B. Angsterleben) verbunden/“verhäkelt“ werden. Durch die Hinzufügung von diesen „neuen Bausteinen“ verändern sich neuronale Strukturen im Gehirn (Neuroplastizität). Die konsequente Fokussierung auf neue Strukturen und Erlebensprozesse steht im Vordergrund der Arbeit.

Die Auseinandersetzung mit der Frage, inwieweit diese erlebten Prozesse auch außerhalb der Praxis im Leben der Betroffenen hilfreich sein und wünschenswerte Veränderungen initiiert werden können, ist ein weiterer wichtiger Pfeiler der Psychotherapie.

Verankerung und Übertragung in den Alltag

Durch sogenannte somatische Marker (verkörperlichte emotionale Erfahrungen von Menschen, die Entscheidungsfindungen beeinflussen) ist es möglich, durch Körperbewegungen positive Erlebenszustände „abzuspeichern“, um sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder abrufen zu können. 

Dies geschieht durch sogenannte Ankertechniken und kann für die gezielte gewünschte Wiedererinnerung an hilfreiche Situationen sehr unterstützend wirken.

Angststörungen behandeln - Medikamente

Zusätzlich zu einer psychotherapeutischen Behandlung können auch Medikamente verordnet werden, um Angstzustände zu lindern.  In schwerwiegenden Fällen wird die Einnahme von Antidepressiva, Beta-Blockern, Antikonvulsiva und auch Beruhigungsmittel (Benzodiazepine) verordnet. Hierbei darf jedoch angemerkt werden, dass besonders Benzodiazepine ein erhöhtes Risiko zur Suchtgefährdung darstellen und nicht leichtfertig eingenommen werden sollten.   

Auch pflanzliche Mittel, welche zum Teil rezeptfrei in der Apotheke erworben werden können, können bereits für eine Verbesserung sorgen, indem sie eine Symptomlinderung ermöglichen. 

  • Baldrian
  • Hopfen
  • Melisse
  • Lavendel
  • Orangenblüte
  • Passionsblumenkraut
  • Johanniskraut

Bei jeder Medikamenteneinnahme gilt, dass diese zuvor mit einem*einer Arzt*Ärztin abgesprochen werden sollte. 

Die Behandlung richtet sich einerseits danach, um welche Angststörung es sich handelt und wie ausgeprägt diese ist. Andererseits sind die individuellen Wünsche und Vorlieben der Betroffenen von immenser Bedeutung und es gilt, diese zu berücksichtigen.

"Angst liegt nie in den Dingen selbst, sondern darin, wie man sie betrachtet:"

Anthony de Mello

Angstzustände lindern - Das können Sie tun!

All jene, die mit Angstzuständen zu kämpfen haben, empfinden dies als eine massive Einschränkung, da sie wenig Kontrolle über ihre Angst haben. Nichtsdestoweniger bleiben Angstzustände häufig für eine lange Zeitspanne unentdeckt und werden nicht als eine psychische Erkrankung erkannt. Erst nachdem die Symptome einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität nehmen, werden Angstzustände wahrgenommen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sollte schnellstmöglich gehandelt und die Angst therapiert werden. Es gibt zudem unterschiedliche Methoden, die eine Ergänzung zur therapeutischen Behandlung darstellen können. 

Entspannungstechniken

Autogenes Training

Das autogene Training wird zu den bekanntesten und effektivsten Entspannungstechniken gezählt. Es leitet sich aus der Selbsthypnose ab. Anhand von autosuggestiven Formulierungen bzw. Gedankenformeln wird versucht, einen tiefen Ruhezustand zu erzeugen. 

Progressive Muskelentspannung

Bei dieser Entspannungstechnik werden einzelne Köperpartien wie Bauch, Rücken, Beine und Arme abwechselnd angespannt und entspannt. Diese Übung dient der Entspannung des gesamten Körpers.

Atemübung

Atemübungen werden als ein sehr wirkungsvolles Instrument bei einem Akutfall erachtet. Mithilfe solcher Übungen kann die Atmung positiv beeinflusst werden, so dass ein ruhiger Atemrhythmus entsteht, der eine beruhigende Wirkung auf Betroffene auslöst.

Meditation

Eine Mediation dient ebenfalls der Beruhigung und bei regelmäßiger Anwendung kann sie ihre positive Wirkung vollends entfalten. Während des Meditierens liegt der Fokus auf der Gegenwart, weshalb sich der Geist vom Negativen befreien und entspannen kann.

Lebenswandel

Sobald Angstzustände in einem belastenden Ausmaß zunehmen, sollte ein Lebenswandel angedacht werden. Dazu zählen genügend Schlaf, ein entschleunigter Alltag und ausreichende, gesunde Nahrung. Es lohnt sich auch über ein paar Wochen Urlaub nachzudenken, sollte ein Gefühl des Ausgebranntseins empfunden werden. Zudem ist es von Wichtigkeit, die eigene Erwartungshaltung an sich selbst zurückzuschrauben, um nicht zu viel Druck auf sich selbst auszuüben. Darüber hinaus kann sportliche Betätigung eine unterstützende Wirkung darstellen, da dadurch Anspannungen gelöst und Stress abgebaut werden.

Ernährungsumstellung

Einen Lebenswandel zu durchziehen, beinhaltet auch eine Ernährungsumstellung. Diese sollte ausgewogen und gesund sein. Es gibt eine Reihe von wissenschaftlichen Nachweisen, die besagen, dass die richtige Ernährung zur Heilung von unterschiedlichen Krankheiten beitragen kann. Auch was Angstzustände anbelangt, kann sie eine positive Auswirkung auf das eigene Leben haben und zur Linderung der Angstzustände beitragen. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören bspw. Vollkornprodukte, naturbelassene Fette wie Avocado, Leinöl, Hanföl, Olivenöl, stärkearme Gemüsesorten, Obst und reichlich stilles Wasser. Täglich sollten mindestens zwei Liter Wasser getrunken werden. Von Vorteil wäre es, Alkohol und Koffein zu vermeiden, da diese Stoffe Angstzustände sogar verstärken können. Es sollten genügend Vitamine, Mineralien und Nährstoffe zu sich genommen werden, damit der Körper seine vollständige Funktionsfähigkeit erlangt.

Der Besuch eines*einer ausgebildeten Diätologen*Diätologin kann eine Änderung der Essgewohnheiten nachhaltig unterstützen und eine sinnvolle Ergänzung zu einer psychotherapeutischen Behandlung sein.

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